Rückblick 2010

Vogelsang im Nationalpark Eifel - ehem. NS-Ordensburg (12.06.2010)

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Eine Einladung zu einer Besichtigung, unter der ich mir - zugegebener Maßen - nichts vorstellen konnte. Und dann noch eine Konfrontation mit der unrühmlichen Vergangenheit unter dem Begriff Ordensburg, der uns doch ganz anders vertraut ist?

Schließlich regnete es noch - zeitweise in Strömen - aber die Wenigen, die sich vorher noch zu einem ausgiebigen Spaziergang verabredet hatten, genossen schon einmal den herrlichen Ausblick in die Weiten der Eifel, den bergigen Weg und staunten über das ehemalige Dorf Wollseifen, das Ende der 30iger Jahre dem Umfeld dieser Ordensburg weichen musste, schließlich zerbombt und mit Häuser-Attrappen nach dem Krieg von der Belgischen Armee als Trainingsgelände für den Häuserkampf genutzt wurde. Irgendwie passte der Regen zu dieser trostlosen Leere.

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Die Führung durch die "Ordensburg" selbst erhellte dann für alle, die geschichtlich noch nichts so bewandert waren, den Sinn dieser Anlage. Sie wurde ab 1934 von den Nationalsozialisten (zunächst rein gewerkschaftlich orientiert) zu Schulung des politischen Führungskräfte-Nachwuchses (Junker!) im Rahmen des totalitären Verfügungsanspruches des Systems gebaut. Wie groß dieser Anspruch war, die Jugend losgelöst vom Elternhaus und unter dem "Primat der Rasse" auszubilden und zu binden, wird aus einer Rede Hitlers im Dezember 1938 geradezu grausam deutlich:

 

"Diese Jugend, die lernt ja gar nichts anderes, als deutsch denken, deutsch handeln, und wenn diese Knaben mit 10 Jahren in unsere Organisation hineinkommen und dort oft zum ersten Mal überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend, dort behalten wir sie wieder 4 Jahre und dann geben wir sie erst recht nicht mehr zurück in die Hände unserer alten Klassen- und Standeserzeuger, sondern dann nehmen wir sie sofort in die Partei, in die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS, in das NSKK usw. Und wenn sie dort 2 Jahre oder 1 1/2 Jahre sind und noch nicht ganze Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder 6 und 7 Monate geschliffen, alles mit einem Symbol, dem deutschen Spaten. Und was dann nach 6 und 7 Monaten noch an Klassenbewusstsein oder Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt dann die Wehrmacht zur weiteren Behandlung für 2 Jahre und wenn sie nach 2, 3 oder 4 Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS usw., und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben. Und sie sind glücklich dabei!"

 

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Insgesamt waren vom Architekten Clemens Klotz vier solcher Ordensburgen als Teil des umfassenden Ausbildungskonzeptes von Robert Ley (Leiter der Deutschen Arbeiterfront) geplant. Gebaut wurden "Vogelsang", "Sonthofen" und "Krössinseee" (Pommern), die (wirkliche) Ordensburg Marienburg kam nicht mehr in den "Genuß" dafür umgebaut zu werden.
Die Ausbildung der "Junker" sollte 4 Jahre umfassen, je ein Jahr auf jeder Burg, mit jeweils spezifischen Ausbildungsschwerpunkten.
Das riesige Gelände wurde erst 2005 von den Belgiern freigegeben und wird seit dem als denkmalgeschütztes Ensemble der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, als Beitrag zur Aufklärung und als Erinnerungsort an die Geschichte des Nationalsozialismus und deren Folgen. Ein Besucherzentrum ist gleichzeitig Ausstellungsort für eine noch im Aufbau befindliche Dokumentation zur NS-Geschichte.
Das geschichtlich Bedrückende wird hier ein wenig kompensiert durch die herrliche Natur und den wunderbaren Blick auf den Urftsee. Der Vorsitzende hatte diese Besichtigung eigentlich und insbesondere für die Jugend gedacht, für die das eine sicher hervorragende und lebendige Geschichtsstunde gewesen wäre, aber leider, leider...

Auf jeden Fall ganz herzlichen Dank für diesen informativen Nachmittag mit schließlich fast 30 Personen.

Wolf-Christian Baron v. Ceumern-L.

Frühlingsball in Bonn (24.04.2010)

Seit 50 Jahren ist die Redoute Ort festlicher Frühlingsbälle der Bezirksgruppe Nordrhein-Westfalen. Viele junge Damen haben hier ihren ersten Ball erlebt und sind als Debütantinnen vorgestellt und geehrt worden, Freundschaften sind hier entstanden, Bünde fürs Leben vorbereitet. Nun soll sie künftig eventuell einer anderen Nutzung dienen. War der 2010er Frühlingsball dann der letzte in NRW? Mit Sicherheit nicht! Wenn er nicht hier stattfinden kann, wird woanders getanzt werden.

Die Godesberger Redoute wurde von dem Kölner Kurfürsten Max Franz (1756-1801) als Repräsentationsbau für Musik, Theater, Tanz und Spiel errichtet.

101 Anmeldungen - und ohne den Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull wären es noch mehr gewesen - und ein Empfang, der wegen des wunderbaren Wetters nach Jahren endlich wieder einmal draußen auf der Terrasse stattfinden konnte. Positive Rückmeldungen aus dem Kreis der Teilnehmer mit dem Ausdruck der Hoffnung auf weitere schöne Bälle sind geradezu Verpflichtung, die Traditionsveranstaltung fort zu führen!

 

Stephan v. Wahl

Museum Folkwang in Essen (27.03.2010)

"Das schönste Museum der Welt", so titulierte der Mitbegründer des Museum of Modern Art in New York, Paul J. Sachs bei einem Besuch in Essen 1932.

 

Die Nationalsozialisten unterbrachen brutal die fortschrittliche Ankaufs- und Ausstellungspolitik des Museums durch den damaligen Leiter Karl Osthaus und konfiszierten 1937 mehr als 1.400 Werke, die später legal verkauft oder als "entartet" vernichtet wurden, heute aber zu den Meisterwerken großer Museen und Privatsammlungen im In- und Ausland gehören, darunter Gemälde von Kandinsky und Matisse, Nolde, Kirchner und Marc, Munch und Beckmann.
Die Ausstellung in dem durch die Kruppstiftung ermöglichten Neubau des Museums bringt erstmals auch diesen alten Schatz des Museums durch weltweite Leihgaben wieder ans Licht.

 

Für die Teilnehmer der Bezirksgruppe gab es am 27. März zwei Führungen, die nicht nur diese Ausstellung sondern auch die Architektur des beeindruckenden Neubaues zeigten. Es war ein wunderbares Erlebnis, herzlichen Dank an die Organisation.
Dass man sich nachher noch im nahe gelegenen Kaffee noch zum Austausch und gemütlichen Ausklang traf, ist schon guter Brauch.

 

Wolf-Christian Baron v. Ceumern-L.